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Morgen mehr - Der Autor liest

Autoren-Lesung von Tilman Rammstedt, Seite 152/153,

Lesungsausschnitte und Interview-Passagen mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Carl Hanser Verlags. Tilman Rammstedt, Morgen mehr, © Carl Hanser Verlag München 2016

 

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[Ausschnitt aus den Seiten 152/153]

 

SIEBENUNDVIERZIGSTES KAPITEL

in dem sich das Ende auf den Weg macht

 

(...)

Es kam ihm alles sehr lang vor, die Tage, das Leben, und vor allem dieses Warten, das ständige Warten darauf, dass es einmal nicht zu viel war und nicht zu wenig, dass alles einmal genau dann anhielt, wenn es reichte, und dann so blieb, für immer oder zumindest für eine ganze, großzügig bemessene Weile. Und deshalb rief er jetzt laut: »Es reicht!«, weil er sich immer erst glaubte, wenn es laut genug war. (…) Er wollte die Sache zu Ende bringen. Und ja, er wusste, dass danach gleich die nächste Sache losgehen würde, und dann noch eine und noch eine und noch eine, aber irgendwann müssten die Sachen doch mal vorbei sein, irgendwann müsste doch mal nichts Neues beginnen, und da wäre plötzlich nur Nachmittag, früher Nachmittag und etwas Wind, er würde spazieren gehen, ganz langsam, und wenn ihn jemand fragte, wohin er unterwegs sei, würde er sagen: »Nirgendwohin«, und er wüsste genau, wo sich das befände. (...) Dann würde ja nur alles wieder von vorne beginnen, und er wollte nicht, dass ständig etwas begann. Es gab doch schon genug. Alle machten und bauten und planten. Jede Lücke war nur eine Möglichkeit, jede Pause nur ein Kräftesammeln. Und das einzige, mit dem er jetzt noch beginnen wollte, war, die Dinge zu beenden. 

(...)

Tilman Rammstedt, Morgen mehr, © Carl Hanser Verlag München 2016

 

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