// Startseite // Buchkritik // 

"Es war Teil unserer Geschichte"

Oliver Storz: Die Freibadclique. Schirmer Graf 2008. 256 Seiten.

Sendung vom 26.10.2008 im Deutschlandfunk / Buch der Woche

http://www.deutschlandfunk.de/es-war-teil-unserer-geschichte.700.de.html?dram:article_id=83812
Beitrag hören (Text gesprochen von Kerstin Fischer, Zitate gesprochen von Josef Tratnik)


"Oliver Storz hat mit der Geschichte der "Freibadclique" einen verblüffenden Zeit- und Entwicklungsroman über das letzte Kriegsjahr geschrieben. Verblüffend ist vor allen Dingen die schriftstellerische Leichtigkeit, mit der Oliver Storz der Schwere des Themas gerecht wird. war. "Die Freibadclique" ist ein Roman, den man nur einmal schreiben kann: ein kleines Stück Geschichte von fünf Freunden gegen das große Vergessen."

Helden sind sie keine; und sie wollen auch keine sein. Gerade einmal fünfzehn Jahre sind sie alt, als im Juli 1944 die Badesaison beginnt. Ein heißer Sommer für die Freibadclique. Mit dem namenlosen Erzähler sind sie fünf: Heiner Kuss, "Zungenkuss" genannt; Bubu, eigentlich Hubert; Sigurd Rosenacher, der Zahnarztsohn mit dem Spitznamen "Hosenmacher" und "Knuffke" - Berliner Luftkriegsflüchtling, Eltern verschüttet. Schon vor Ferienbeginn sitzen sie nachmittags auf der vor Hitze glühenden Steinmauer am Eingang. Währenddessen rückt der Krieg immer näher und ist doch noch weit weg.

Statt Lili Marleen sang Lale Andersen jetzt im Radio "Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei ... " Knuffke sagte: "Die Frage ist bloß, wie schnell?" Der Sommer lungerte langwierig überm Salzlacher Land. Die Wälder knisterten vor Trockenheit. Im Freibad war ein neuer Stern aufgegangen: Lore, eine Nachrichtenhelferin vom Fliegerhorst, blitzblankblau wie die Söderbaum im Kino, aber nicht so tränenkeusch, eher mit sündigen Augen - mag aber auch sein, dass unsere Augen den ihren das Sündige nur andichteten, weil wir inmitten von Appellen und Endsiegverkündigungen gern ein bisschen Sünde gehabt hätten.
Die Westalliierten näherten sich Aachen. Die Russen standen vor Warschau. Bubu und ich sprangen vom Zehnmeterturm. Für Lore.

Sie schwärmen nur für Lore; der rückblickende Erzähler weiß von vorneherein mehr. Er kennt das Ende der Geschichte und greift seiner Erzählung selbst von Anfang an vor: Zungenkuss wird nicht mehr lange leben und auch Knuffke stirbt früh - wenn auch erst nach dem Krieg. Reflektive Elemente und Erzähler-Kommentare, direkte Leseransprache und erzählerische Vorgriffe und Rückblicke öffnen die erzählte Gegenwart in beide Richtungen: Vergangenheit und Zukunft.
Was der Erzähler längst weiß, scheinen seine Figuren bereits zu ahnen. Ein Schatten liegt über dem heißen Sommer - von Beginn an. Die harmlosen Schwärmereien stehen unter bösen Vorzeichen; in arglosen Randbemerkungen kündigt sich das böse Ende schon jetzt an. Es ist absurd: Rund um sie herum geht die Welt in Flammen auf, und sie träumen von erster Liebe und hören Swing im Feindsender. Spätestens mit den Klängen von Benny Goodman und Glenn Miller seien sie unrettbar verloren gewesen fürs National-Heroische, für die Alternative "Sieg oder Tod", so der Erzähler im Rückblick. Denn sie hätten das Zivilste entdeckt: die Sehnsucht. Aber der Krieg greift nach ihnen. Bald ist es fast nicht mehr möglich, sich den immer zudringlicheren Anwerbungen der Waffen-SS zu entziehen. Vergeblich bleiben sie einer als Röntgenuntersuchung getarnten Anwerbung fern.

Heute frage ich mich: Warum in aller Welt wollten wir damals ums Verrecken nicht zur Waffen-SS, im Sommer 1944, als ein deutscher Durchschnittshalbwüchsiger noch nicht entfernt ahnen konnte, welches Grauen sich dereinst mit den beiden weißen Runen auf schwarzem Fahnentuch im Bewusstsein der Nachkriegswelt verbinden würde?
Ich weiß es nicht. Ich glaube, wir wussten es auch damals nicht. Es war nur so ein Gefühl ohne jeglichen politischen Gedanken. "Widerstand"? Wir kannten nicht einmal das Wort. Wir passten bloß nicht mehr so richtig hinein ins Herrenmenschentum, hatten das ewig Zackige dick, und das nordische Rassengetue der Heim- und Schulungsabende amüsierte uns allenfalls, bevor es uns nur noch langweilte. ( ... )

Dennoch: ihr passiver Widerstand bleibt erfolglos. Morgens um sechs schellt die Polizei. Mit 60 anderen werden sie nach Backnang aufs Gelände der Napola eskortiert. Ein riesiger SS-Untersturmführer mit Unterarmprothese stellt sie nackt in Reih und Glied und nötigt sie zur Unterschrift. Knuffke, Hosenacher und Zungenkuss unterschreiben. Zynismus der Geschichte: Ein Fliegerangriff kommt den beiden anderen zu Hilfe. Sie entgehen der Anwerbung und können sich bis nach Hause durchschlagen.
Zuhause ist immer noch Sommer. Auch, als am 20. Juli das Attentat auf Hitler scheitert. Systematisch blendet der Autor Radioschnipsel und Nachrichtenfetzen ein. Im Führerhauptquartier "Wolfsschanze" geht Stauffenbergs Bombe hoch. Zur gleichen Zeit im Schwäbischen: Freibadbetrieb bei solide-trockener Hitze. Wie war das damals? Der Erzähler erinnert sich. Das Licht: diffus, dunstig, sonnenlos; fünfunddreißig Grad Hitze ohne Schatten. Der dann einsetzende feinstäubende Sprühregen und die Stille des Vaters zu Hause ist noch da. Aber vom weiteren Verlauf des Nachmittags fehlt ein großer Teil.
Überhaupt: das Gedächtnis. Beim Erzählen melden sich Zweifel an der eigenen Erinnerungsfähigkeit. Im kritischen Rückblick fallen dem Erzähler riesige Leerflächen auf. Was haben sie ihm bedeutet, Ereignisse wie das Stauffenberg-Attentat? Er hat es vergessen. Sein Fazit: Er und seine Freunde waren auf keiner Seite. Sie hingen zwischendrin. Sie waren nirgends. Nichts.
Die Angst kam erst später. Mit der Einberufung zum "Westwall"-Einsatz. Ein schlechtes Omen: für Schüler ihres Jahrgangs fiel der Unterricht "bis auf Weiteres" aus. Dann ein spätes Nachglühen des Sommers und der letzte Freibadtag. Bei herbstlicher Kälte und strömendem Regen werden sie in überfüllten Zügen an den Rhein transportiert.

Ankunft in Kehl am rechten Rheinufer gegenüber von Straßburg am späten Nachmittag, und gleich ein Tieffliegerangriff von zwei Thunderbolts, ( ... ) jedenfalls weiß ich, dass bei der Ankunft in Kehl etwas in der Luft war, das nach Krieg roch, nach Brand oder Gefahr oder ich weiß nicht was, oder ich weiß es doch: nach Fremde, nach vollkommener Fremdheit, so, als hätten wir eine Welt betreten, in der andere Naturgesetze gelten - wenn damit ein Gefühl von Angst und Verlassenheit beschrieben ist, ja, dann hatte ich Angst, aber eine namenlose, die sich anders anfühlte als alle mir bislang bekannten Ängste. ( ... ) Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich mich nicht erinnern kann, in diesem beginnenden "Endkampf" ( ... ) jemals Angst gehabt zu haben, und gerade deshalb glaube ich, dass sie riesig gewesen sein muss, die Angst, von der ich nichts weiß.

In der Angst, heißt es bei Martin Heidegger, eröffnet sich dem Dasein seine Endlichkeit und Nichtigkeit, in dem es sich als "Sein zum Tode" erfährt. Das bringt die existenzielle Grenzsituation der Freibadclique auf den Punkt. Den Fünfzehnjährigen ist das damals nicht bewusst. Das Bewusstsein entsteht erst jetzt im Moment der erzählenden Rückschau. Für den Erzähler wird das Erzählen zur "Suche nach der verlorenen Zeit". Denn, so Heidegger, in der Angst wird das Dasein auf sich selbst zurückgeworfen. Dadurch wird es frei, selbst zu sein und sich in seiner Ganzheit zu begreifen.
Vom abstrakten Niveau philosophischer Selbsterkenntnis sind die 15-Jährigen bei ihrem Westwall-Einsatz allerdings weit entfernt. Über Wochen buddeln sie im Erdreich, marschieren kilometerlang schon morgens vor Tagesanbruch und träumen immer noch unverdrossen von Rendezvous und maskuliner Bewährung. Aber ihre nachhaltigen Bemühungen, die weibliche Dorfbevölkerung zu verführen, bleiben für die meisten erfolglos. Sie wollen nur noch nach Hause - und das möglichst bald. Der Zufall kommt ihnen zu Hilfe: in der Person des Einsatz leitenden Sonderführers Stricker. Um einer weiteren Freiwilligenwerbung zu entgehen, verstecken sich Bubu und der Erzähler in einer von Tieffliegergeschossen durchlöcherten Feldscheune, als:

Am Waldrand erschien und hielt: das Motorrad, Stricker am Lenker, daneben im Beiwagen die NS-Frauenschaftsleiterin, von uns "Dolores" genannt, denn sie war eine südbadisch spätblühende schwarzhaarige Beauté ( ... ).
"Des is' stark", flüsterte Bubu, während der Sonderführer vom Sattel stieg, "wirst sehen, der geht in die Scheuer mit ihr." ( ... )
Wir mussten noch tiefer in Deckung ( ... ). Ich konnte aber doch noch ein hübsches Herbstbild ( ... ) mitnehmen: In Dolores' straff nach hinten gerafftem schwarzen Haar spiegelte sich die Sonne, und ( ... ) ließ ( ... ) auch den rötlichen Flaum auf Strickers Schädel leuchten, das Rotbraun ihres Jankers, das Graubraun seiner Uniformjacke, seitlich das mattgold schimmernde Maisfeld, all dies vor dem Hintergrund des Waldrands, in dem die Buchen glühten - welch prachtvolles Arrangement ( ... ).

Als die Clique ihr Wissen um seine Affäre durchblicken lässt, schickt Sonderführer Stricker sie umgehend nach Hause. Doch für Zungenkuss kommt jede Rettung zu spät. Vom Durchfall ins Maisfeld getrieben, war er kurz zuvor von einem Tieffliegerangriff überrascht worden. Für die anderen geht's zurück in die Heimat.
Aber der Krieg kommt hinterher. Am 20. November werden Kämpfe aus Straßburg gemeldet, am 04. Dezember fällt das vierzig Kilometer entfernte Heilbronn. Unter diesen Vorzeichen bekommt der Gute-Nacht-Wunsch am letzten Heiligabend seinen eigenen Sinn. Mitte Februar 1945 werden sie in die Klosterbergkaserne vor der Stadt zur Infanterieausbildung eingezogen. Knuffke und Hosenmacher waren schon Mitte Januar zur Waffen-SS einberufen worden. Trotzdem: Sie träumen weiter von der ersten Liebe. Im Angesicht des Todes eine bittere Sehnsucht. Die harmlosen Schwärmereien verlieren unter der Drohung des nahen Endes ihre Unschuld. Und je näher der Tod rückt, desto stärker wächst auch bei ihnen unterschwellig ein Endzeit-Bewusstsein. Es gibt ja eine Art Denken, so der Erzähler, das nichts von sich weiß ...

( ... ). "Gedanken"? Sagte ich "Gedanken"? Hatten wir überhaupt Gedanken, Bubu und ich? Ich kann mich nicht erinnern, weiß aber noch, dass im Schulungssaal der Kaserne ( ... ) auf weißer Wand geschrieben stand: DEUTSCHLAND MUSS LEBEN UND WENN WIR STERBEN MÜSSEN. ( ... ) wir haben das mit leeren Augen gelesen ( ... ).
Wir hatten andere Sorgen. Zum Beispiel: Eine Nacht, schon Anfang März, Frühjahr in der Luft, die Äcker rochen, Bubu und ich hatten Wache am großen Tor. ( ... )
Schweigen, dann ( ... ) Bubu: "Ich glaub', viel Zeit hammer nimmer, und ich will nich', dass es mir geht wie Zunge."
"Jedem kann's so gehen wie Zunge, stehst im falschen Moment auf, und ratatata - weg biste."
"Klar, aber ich will's vorher erlebt ham, wenigstens ein Mal, wie das ist, wenn de ... na ja."

Seltsam, wundert sich der Erzähler über sich selbst, da greift die Geschichte nach einem 15-jährigen Volksgrenadier und ihn halten Fragen wach, die aller Voraussicht nach in absehbarer Zeit für sein Leben nicht unbedingt von Bedeutung sein würden. "Eros und Thanatos, die alte Sache, ein Schutzmechanismus", das ist im Nachhinein seine Erklärung. Damals sind sie einfach nur jung. Ihr Leben im Krieg ist ein todernstes Spiel. Beim Jabo-Angriff auf den Bahnhof sehen sie zum ersten Mal Tote; auch ein kleines Mädchen in blauem Kleid ist dabei. Sie finden ihre Puppe im Schutt. Der Erzähler versucht, sich zu erinnern: "Ging mir das nahe? Ich weiß es nicht mehr." Immer wieder prüft der Ich-Erzähler die Vertrauenswürdigkeit der eigenen Erinnerung. Die kritische Selbstbefragung macht seine Erzählung um so authentischer.
Nicht nur das tote Mädchen hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Der 15-Jährige registriert alles bis ins kleinste Detail. Selbst in der Provinz, in seiner Heimatstadt irgendwo im Schwäbischen, präsentiert sich der totale Krieg im Kleinen. Die komplette Tragweite konnten und durften sie aber nicht realisieren, wenn sie überleben wollten. Für sie ist der Terror der letzten Kriegsmonate "schrecklich normal":

Kurz nach der gewölbten alten Eisenbrücke sah ich sie von fern im Flussdunst: ( ... ) zwei Landser von zwei Bäumen, ( ... ) die Stricke, an denen sie hingen, erstaunlich dünn. Der eine schien mir sehr jung, höchstens achtzehn, der andere um die dreißig. Insgesamt ein friedliches Bild, weder die Vögel schrien auf noch ich, es war schrecklich normal: Landschaft mit Gehenkten, sie waren schon ein Stück Natur. Ich erschrak fürchterlich, als ich merkte, dass ich mir ihre Hosen ansah, solides Material, sie hätten auch leidlich gepasst.

Die Szene hat etwas völlig Unwirkliches und ist doch da wie der hereinbrechende Frühling. Kein Himmel stürzt ein, schönes Wetter, sanft und blau ist es auch, als sie vor den Trümmern eines großen Mietshauses KZ-Häftlinge schaufeln sehen. Bewacht von SS-Wachen in langen feldgrauen Mänteln, die gelangweilt mit derben Stöcken auf sie einschlagen.
Der Krieg ist jetzt schon sehr nah, aber er kommt noch näher. Die 15-jährigen Volksgrenadiere werden noch in den letzten Kriegstagen am 10. April Richtung Front geschickt. Bereits am zweiten Marschtag geraten sie unter Beschuss einer US-amerikanischen Panzerkolonne. Es gelingt ihnen, zu desertieren. Im Schutz der Wälder irren sie nach Hause. Wenige Tage später zieht die US-Army ein, kampflos. Der Krieg ist aus. Durch die Gassen zieht jetzt der Duft von American Blend, echtem Kaffee und Natrongebäck.
Mit dem Frieden kommt der Sommer. Für Bubu und den Erzähler beginnt die erste Freibadsaison ohne Hainer Kuss und Rosenmacher. Doch als eines unerwarteten Tages Knuffke wieder auftaucht, scheint fast alles wieder in Ordnung. Aber ... .

... Mir war klar, dass mit mir so gut wie nichts mehr stimmte; ( ... ) Wir waren die, die dazwischenhingen auf immer und ewig: aus der militanten Tradition des Konservativ-Nationalen herausgefallen wie unflügge Jungvögel aus dem Nest und für die Rückkehr in die reinlichen Behausungen des Bürgerlichen zu viel Dreck gesehen, selbst zu dreckig geworden. Weder Krieger noch Honnêtes hommes, wir verachteten beide. Wir hassten den Krieg, aber kaum weniger den Frieden, der da kommen würde mit Schule, Tanzstunde und Hausmusik. Wohin mit uns? Wir passten nirgendwo rein.

Denn sie wissen nicht, was sie wollen. Nur Knuffke weiß es. Knuffke will mehr. Knuffke will alles. Als Barmann arbeitet er im amerikanischen Club und mischt beim Schwarzmarkthandel mit. Eines Tages findet man seine zum Paket verschnürte Leiche auf den Gleisen. Selbst im Frieden fordert der Krieg noch seine Opfer.
"Erzählen heißt Erinnern" könnte über der Geschichte der Freibadclique stehen. In Wahrheit ist es ist die Geschichte von Autor Oliver Storz. Selbst Jahrgang 1929, wurde er als Fünfzehnjähriger direkt von der Schulbank in den Volkssturm geschickt. Die Übereinstimmungen mit seiner Biografie sind verblüffend. Aber was ist in der Erzählung wahr und was erfunden? "Die Freibadclique" ist zum großen Teil autobiografisch; trotzdem nennt Storz die Geschichte einen Roman. Ein Schriftsteller, so der Autor in einem Interview, erfindet nicht, er kann nur finden - in sich und in der Welt, an der er teilnimmt. Daraus entsteht etwas Drittes. Das Leben ist das Material. Der Autor entwirft die Form. Die besten Geschichten schreibt eben das Leben selbst.
Oliver Storz geht es um Vergegenwärtigung. Seine jahrzehntelange Tätigkeit als Drehbuchautor und Regisseur ist davon geprägt. Auch mit dem Roman "Die Freibadclique" will er das Bewusstsein für die Zeitlichkeit des Daseins schärfen. Denn die vergangene Zeit wirke nach, so Storz, auch in den Jungen, sie wissen es nur nicht. Oliver Storz selbst dazu in einem Gespräch zum Roman:

"Es war Teil unserer Geschichte. Und das ist ja wohl klar: Wer nicht weiß, wo er herkommt, der weiß auch nicht, wo er hinwill - eben, nicht? - und der weiß vor allen Dingen nicht, was wiederkommt."

Die Erinnerung an die eigene Geschichte ist Bedingung für das Verständnis des Seins und Selbst-Seins - ganz im Sinne der Philosophie Martin Heideggers - dessen Hauptwerk "Sein und Zeit" nennt Storz in einem Interview aus der Entstehungszeit der "Freibadclique" als aktuelle Lektüre.
Oliver Storz hat mit der Geschichte der "Freibadclique" einen verblüffenden Zeit- und Entwicklungsroman über das letzte Kriegsjahr geschrieben. Verblüffend ist vor allen Dingen die schriftstellerische Leichtigkeit, mit der Oliver Storz der Schwere des Themas gerecht wird. Seine Erzählweise ist einfach und pointiert. Mit wenigen Sätzen entwirft der renommierte Drehbuchschreiber Szenen und Dialoge, in denen der große Zusammenhang aufleuchtet. Oliver Storz "Freibadclique" ist wahr und erfunden, autobiografisch und fiktiv. Sie ist sein künstlerisch-realistischer Blick auf die Welt, wie sie damals war. "Die Freibadclique" ist ein Roman, den man nur einmal schreiben kann: ein kleines Stück Geschichte gegen das große Vergessen.

|